Abgeschlossene oder ruhende Projekte
Erster Flehinger Beitrag zur Wanderausstellung abgeschlossen
Der Heimatverein Kraichgau e.V. und der Verein Jüdisches Leben Kraichgau e.V hatten bereits Ende 2009 eine Ausstellung angeregt, die von April 2011 an durch unseren Kraichgau wandern soll und schließlich Ende 2012 ihren dauerhaften Platz in der ehemaligen Synagoge Steinsfurt finden wird.
An der Ausstellung sind Schulen, Vereine und Gemeinden aus dem ganzen Kraichgau beteiligt. Das vom Vorsitzenden des Heimatvereins Kraichgau e.V., Herrn Bernd Röcker, ausgearbeitete Konzept sieht einen allgemeinen Teil vor, der die Geschichte der jüdischen Bürger im Kraichgau im Überblick vermittelt. Daran schließt sich ein lokal ausgerichteter Teil an, der Schicksale und Ereignisse aus den einzelnen Orten des Kraichgaus darstellt und der hauptsächlich durch Schulprojekte gestaltet wird.
Wissenschaftlich begleitet wird die Ausstellung von den Archivaren der Landkreise Heilbronn und Karlsruhe, dem Stadtarchiv Bretten, Wiesloch und Eppingen. Die Redaktion übernimmt die Agentur von Frau Dr. Graf in Heidelberg, die graphische Gestaltung das Studio Wächter in Eppingen. Finanziert wird die Ausstellung von den Banken und Sparkassen, in deren Räumen die Ausstellung auch überwiegend gezeigt werden wird, und dem Land Baden-Württemberg. Die Ausstellungsgruppe des Museumsverein hat in den letzten Wochen viel zu den wirtschaftlichen Grundlagen des Landjudentums recherchiert und seinen Beitrag über den Viehhandel rechtzeitig zum Redaktionschluß für den allgemeinen Teil fertiggestellt. Damit kann die Wanderausstellung auch in Flehingen gezeigt werden. Besonderer Dank gilt dafür den Stadtarchivaren Herrn Kipphan aus Bretten und Frau Binder aus Eppingen, die uns mit Ideen und Fundstellen maßgeblich unterstützten.

Schulprojekt der Leopold-Feigenbutz-Realschule: Gedenken an 70 Jahre Deportation nach Gurs/Frankreich
Ende Oktober 1940 wurden auf Veranlassung der Gauleiter für Baden und Saarpfalz die in diesen Regionen lebenden Juden in das Internierungslager im südfranzösischen Gurs deportiert. Auf viele wartete der Tod: 1942 wurden Tausende aus Frankreich in die Vernichtungslager im Osten transportiert und dort ermordet. Für die Gedenkstätte in Gurs arbeiten derzeit Schülerinnen und Schüler der Klasse 9a der Leopold-Feigenbutz-Realschule in Oberderdingen an einem Plakat und einer Dokumentation. Der Museumsverein unterstützt dieses Projekt mit einer Führung durch den jüdischen Friedhof und das Hinterdorf rund um die Samuel-Friedrich-Sauter-Straße. Wir danken allen Schülerinnen, Schülern und den beiden Lehrerinnen Uta Dany und Steffi Reiß von der LFR für ihr Interesse, ihre vielen Fragen und leidenschaftliches Engagement. Außerdem danken wir Frau Brigitte Springer und Herrn Volker Reeck vom Museumsverein für ihre Unterstützung. Das Plakat wird während der Gedenkfeiern zum 70. Jahrestag dann zunächst in Gurs, aber sicher auch bald in Oberderdingen zu sehen sein. Wir sind schon sehr gespannt ...
Mehr über das Projekt gibt es auf der Homepage der Schule:
Spolien-Projekt unter Federführung von Gerhard Obhoff
In Flehingen und insbesondere im Ortsteil Sickingen stößt man an vielen Stellen auf Spuren längst verschwundener Gebäude. Diese zeugen noch heute von deren Pracht. Behauene Steine, Wappen, Fensterstürze und Mauerteile wurden ausgebaut und wiederverwendet, teilweise an ungewohnten Stellen oder in ganz anderer Funktion. Wenn man aufmerksam durchs Dorf geht, wird man an Gebäuden immer wieder Bauteile entdecken, bei denen klar zu erkennen ist, dass sie zuvor eine andere Verwendung erfahren hatten. Die Fachleute sprechen dabei von sogenannten Spolien. Der Begriff kommt vom lateinischen spolium, was so viel wie: "Beute, Raub, dem Feind abgenommen" bedeutet. Wir verstehen heute darunter Bauteile und andere Überreste, die aus älteren Bauwerken oder Kunstwerken stammen und wiederverwendet wurden.
Bislang gibt es in Flehingen keine systematische Erfassung und Dokumentation dieses reichen Erbes der Geschichte. Mit dem neuesten Projekt des Museumsvereins Flehingen-Sickingen e.V. soll sich das ändern. Die Initiative dazu geht von Gerhard Obhof aus, der das Projekt leiten und koordinieren wird. Ziel ist es, die im Dorf vorhandenen Spolien und noch andere Zeugen der Geschichte zu erfassen, genau zu beschreiben und schließlich über die Internetseite des Vereins allen Interessierten zugänglich zu machen. Dabei soll auch festgehalten werden, wie und wann das Material an seinen jetzigen Platz gelangte. Von der Sammlung und der damit erstmals möglichen Vergleichbarkeit von Stilen und Materialien versprechen sich die Fachleute neue Hinweise zu heute verschwundenen Bauwerken in der Gemeinde.
Um eine möglichst umfassende Dokumentation zu erreichen bitten wir um die Unterstützung der Bevölkerung durch Hinweise auf vorhandenes Material. Nicht alles ist offen sichtbar angebracht, manches dürfte noch in Häusern, Anbauten oder Scheunen schlummern. Die Vereinsvorsitzende und Rechtsanwältin Ute Coulmann betont, dass es beim Projekt ausschließlich um die Erfassung und Dokumentation der Steine geht. Es spiele keine Rolle , wann, wie und unter welchen Umständen die Steine den Besitzer gewechselt haben. Die Eigentumsrechte seien eindeutig und liegen seit dem Zeitpunkt der Verwendung bei den jetzigen Eigentümern, aus damaliger Sicht ebenso wie aus heutigem Rechtsverständnis.
Der Museumsverein bittet um Hinweise auf Spolien aus der Bevölkerung. Diese können hier per Internet erfolgen, oder auch direkt an Gerhard Obhof, Telefon 07258/5397 gehen. Dann können sie fotografiert, kartiert, in einem Formblatt erfaßt und so wissenschaftlich korrekt dokumentiert werden. Interessierte Mitbürger sind herzlich zur Mitarbeit im Projekt eingeladen.