
Bei den Aleviten in Wiesloch – Vortrag von Herrn Volker Geisel über das Judentum am Sonntag, den 4. November 2012
Aufgrund einer Anfrage der alevitischen Gemeinde in Wiesloch besuchten Herr Volker Geisel und Frau Ute Coulmann im Auftrag des Vereins Jüdisches Leben Kraichgau e.V. am Sonntagnachmittag das Alevitische Kulturzentrum Wiesloch. Dort nahm uns Herr Orhan Yesilbas in Empfang und begrüßte uns im Namen des Vorstands.
Nachdem Beamer und Laptop funktionsbereit waren, konnte es losgehen. Zunächst begrüßte Herr Yesilbas die ca. 30 Gäste. In seiner kurzen Einführung erwähnte er auch den mit vielen anderen regionalen Vereinen gemeinsam geführten Kampf gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit. In diesem Zusammenhang sei auch der Wunsch aufgekommen, mehr über das Judentum als Religion zu erfahren.
Frau Ute Coulmann, Schriftführerin des Vereins Jüdisches Leben stellte den Verein und seine Aktivitäten kurz vor. Vor allem das Projekt Kraichgauwald stieß auf großes Interesse. Dann begann der eigentliche Informationsteil. Mit Herrn Volker Geisel, der Religion und Latein am Gymnasium in Pforzheim unterrichtet und der evangelischen Kirchengemeinde Zaisenhausen vorsteht, konnte ein kompetenter und kurzweiliger Fachreferent gewonnen werden.

Er erläuterte die zentralen Punkte des Judentums von den Anfängen, über Abraham und Moses bis zur Gegenwart. Er führte in etwas mehr als einer Stunde durch die bekannten Symbole und ihre Hintergründe, durch die Hauptschriften, den jüdischen Feiertagskalender und beschrieb die religiösen Stationen in einem jüdischen Leben von der Geburt über die der Beschneidung der Jungen und die Bar Mizwah -die Bat Mizwah bei den Mädchen- bis zur jüdischen Beisetzung. So auf den Menschen bezogen wurde es sehr anschaulich.
In der anschließenden Fragerunde wurde vor allem klar, daß die Zuhörer sich der historischen und theologischen Verbindung des Judentums mit dem Islam sehr bewußt sind und sich dem Thema mit kompetenter Neugier nähern. So wurde es ein fruchtbarer und unterhaltsamer Nachmittag, den wir aus Zeitgründen leider nicht so vertiefen konnten, wie wir es uns am Ende gewünscht hätten. Den Kontakt zu dieser sehr aufgeklärten und undogmatischen Ausprägung des schiitischen Islam werden wir jedoch mit Freude und gegenseitigem Interesse weiter pflegen.

Führungen des Museumsvereins am Kerwe-Sonntag, den 28. Oktober 2012 -
Auf den Spuren des jüdischen Flehingen
Nach der überaus erfolgreichen Schloßführung vom vergangenen Jahr möchte der Museumsverein diesmal einladen, mit ihm auf Spurensuche durch das ehemalige jüdische Flehingen zu gehen. Die erste von drei inhaltsgleichen Führungen beginnt um 14.00 Uhr auf dem Parkplatz hinter dem Schloß. Dort sind auch genügend Parkplätze vorhanden. Die nächsten Führungen beginnen dann um 15.00 und 16:00 Uhr.
Die Führung besteht aus insgesamt drei Stationen. Zunächst geht es zum jüdischen Friedhof, der seit 1688 besteht. Dort wird uns Herr Geisel aus Zaisenhausen, den viele evangelische Flehinger ja in der Vakanzzeit gut kennengelernt haben, Sehenswertes zeigen und in die Geschichte dieses besonderen Platzes einführen.
Der Friedhof liegt außerhalb, ist mit dem Auto nicht erreichbar und man kann dort nicht parken. Deshalb gibt es an diesem Tag einen Bus-Service, der uns dorthin und wieder zurück ins Dorf bringt. Ein Ticket für den Bus hin und zurück kostet 3 Euro.
Vom Friedhof geht es zurück an die Samuel-Friedrich-Sauter-Schule. Von da aus sind es nur ein paar Meter zu Fuß ins Hinterdorf. An dieser zweiten Station wird es um die wirtschaftlichen Grundlagen vieler Landjuden gehen. Der Viehhandel wird von der Vorsitzenden des Museumsvereins Frau Coulmann, am Beispiel der Flehinger Familie Schlessinger/Bärtig dargestellt. Station drei führt von der Apotheke an den ehemaligen Standort der neuen Synagoge. Hier erläutert Herr Schönfeld alles Wesentliche. Dann geht es zurück auf die Kerwe. Zum Ausgangspunkt sind es über die Brücke nur ein paar Schritte.
Der Rundgang wird insgesamt etwas über 90 Minuten dauern. Er findet bei jedem Wetter statt. Die Stationen zwei und drei sind barrierefrei, beim Bus gibt es für gehbehinderte Personen Hilfe beim Ein- und Aussteigen. Insgesamt sind ca. 1 km Wegstrecke zu Fuß zurückzulegen. Der Museumsverein bittet alle männlichen Teilnehmer, auf dem Friedhof eine Kopfbedeckung zu tragen. Die Führung steht allen Interessenten offen. Eine Spende wird gerne entgegengenommen.
Tickets für die Führungen einschließlich Bus gibt es ab dem 22. Oktober bei der Postagentur Flehingen solange Vorrat reicht. Reservierungen sind ab sofort möglich unter museumsverein-flehingen-sickingen.de

Menachem & Fred-Wanderweg wird am 12. Juli 2012 eröffnet
Die Geschichte des Judentums im Kraichgau ist seit Jahren Thema engagierter Menschen, Institutionen und Vereine, die das vergangene jüdische Leben in unserem Gedächtnis lebendig erhalten.
Die Brüder Menachem und Fred Raymes haben als Überlebende der Shoah mit ihrem Buch "Aus Hoffenheim deportiert", das 2008 erschien, und dem preisgekrönten Film "Menachem & Fred" aus dem Jahr 2009 eine besondere Erinnerung geschaffen. Darin erzählen sie von ihrer Kindheit, von Deportation und Trennung und der spätern Wiederbegegnung in Hoffenheim. Auch Erinnerungen an glückliche Tage sind dabei, als sie regelmäßig ihre Verwandten in Neidenstein besuchten und dabei den Waldweg von Hoffenheim über Zuzenhausener und Eschelbronner Gemarkung benutzten.

Aus diesem Grund ist der ca. sieben Kilometer lange Weg den beiden Hoffenheimer Brüdern, die heute in den USA und in Israel leben, gewidmet. Beide werden an diesem Tag
noch einmal "ihren" Weg durch Felder und Wald gemeinsam mit uns gehn. Ihre Erinnerungen sind auf drei Texttafeln entlang der Wanderstrecke nachzulesen. Zusätzlich ist die mit einem Symbol markierte Strecke GPS-tauglich
und mit insgesamt zehn Geoaching-Stationen ausgestattet.
Die Veranstaltung beginnt um 16.00 Uhr in Hoffenheim mit der Begrüßung durch Herrn Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Um 18:15 Uhr wird uns Herr Bürgermeister Dieter Steinbrenner aus Zuzenhausen und sein Amtskollege Herr Florian Baldauf aus Eschelbronn Wilkommen heißen.

Um 20:30 Uhr erwartet uns Neidenstein, wo Bürgermeister Herr Peter Reichert einführende Worte sprechen wird. Um 22:20 wird dann in Zuzenhausen aus dem Gelände des Erlebniszentrums der Film zu sehen sein.
Wegen des bereits absehbar großen Interesses braucht man eine spezielle Einladung. Wer mitkommen möchte, möge sich beim Vorstand des Museumsvereins melden, damit wir das veranlassen können.

Exkursion nach Hoffenheim vom 30. März 2012
Auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege Hoffenheim fuhren wir am Freitag, den 30. März auf Exkursion. Vor der Gemeindehalle begrüßte uns das Team um Herrn Hartmut Riehl. Zunächst gab es einen Überblick über die Geschichte Hoffenheims und seiner jüdischen Bürger. Im Jahr 1839 leben dort 227 Juden im Schutz der Familie von Gemmingen-Hornberg, die höchste Zahl im Kraichau. Im 19. Jahrhundert spielten sie im wirtschaftlichen Leben des Ortes eine bedeutende Rolle und eröffneten zahlreiche Gewerbebetriebe und Handelshäuser. Hoffenheim hatte eine Synagoge, die 1938 zerstört wurde, eine Schule und eine Mikwe. Zu der Synagoge gab es sogar einen Schleichweg, an dem wir bei der Führung vorbeikamen. 1933 lebten noch 40 jüdische Personen in Hoffenheim. Ein Teil von ihnen konnte noch auswandern, viele andere wurden deportiert. Zu den Auswanderen gehören auch Menachem und Fred Raymes, deren Schicksal und Rückkehr ein Film gewidmet wurde.
In der Dorfmitte steht auch noch der Gedenkstein, dessen Gegenstück sich in Neckarzimmern befindet und der am 22. Oktober 2010 gesetzt wurde. Wir waren damals ja dabei. An der Stelle der ehemaligen Synagoge soll nun auch eine Gedenktafel daran erinnern.
Im Anschluß an die lehrreiche und bewegende Führung durch das jüdische Hoffenheim saßen wir in der Gastwirtschaft des TSG 1899 Hoffenheim noch bei Pizza und Weizenbier zusammen. Vielen herzlichen Dank an Herrn Hartmut Riehl, Herrn Werner Rudisile und Herrn Werner Wiedemann für Ihre Ausführungen und die gelungene Organisation.

Musikalischer Abend mit Barbara Zechel in Eppingen am
8. März 2012
Im Rahmen der Ausstellung „Gegen das Vergessen – Jüdisches Leben im Kraichgau“ lud die Sparkasse Heilbronn zu einem musikalischen Abend mit Barbara Zechel ein. Das konnten wir uns nicht entgehen lassen. Barbara Zechel kannten viele schon aus „Die Fallers“ oder Tatort-Produktionen. Am Klavier wurde sie an diesem Abend von Christian Maurer begleitet. Die Chansons und Lieder aus dem Programm „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ – Schlager zwischen zwei Weltkriegen stammten aus den Jahren 1930 bis 1942 aus der Feder jüdischer Komponisten und von Künstlern, die in dieser Zeit aus Deutschland’ emigrieren mussten. Es waren bekannte und weniger bekannte Lieder voller Witz und Wärme, Sehnsucht und Hoffnung, die bis heute ihre Wirkung nicht verloren haben. Wir hörten unter anderem „Adieu, mein keliner Gardeoffizier“, „Auf der Heide blüh'n die letzten Rosen“, „Ein Freund, ein guter Freund“ und „Davon geht die Welt nicht unter“ und wer von den über hundert Gästen anfangs nur mitsummte, wurde schnell mitgerissen. Und auch wir ließen uns gerne entführen und gingen begeistert mit auf diese wunderbare Zeitreise zu Marlene Dietrich, Zarah Leander und Heinz Rühmann in die Revue- und Kinowelt der 30er und 40er Jahre.
Unter http://www.youtube.com/watch?v=R3-Aw6Eay3k kann man ein wenig davon nachempfinden.

Osterbrunnen in Flehingen und Sickingen
Osterbrunnen werden inzwischen in vielen Dörfern in Baden und Würrtemberg geschmückt. Der Brauch stammt aus dem Fränkischen1, im Odenwald ist auch der Pfingstbrunnen verbreitet.
Entgegen einer auch im Internet2 verbreiteten Ansicht hat das Brunnenschmücken aber wahrscheinlich keine alte Tradition. Aufgekommen ist das Schmücken der Brunnen mit Eiern, Blumen und Grünranken Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im Raum Franken und fand schnell Verbreitung. Während der 30er Jahre versuchten dann regionale NS-Gruppen diese Entwicklung propagandistisch zu mißbrauchen3. Vermutlich stammt auch die These, das Brunnenschmücken sei altes germanisches Brauchtum, aus dieser Zeit. Für keltische oder germanische Wurzeln fand sich jedoch kein ernsthafter Beleg. Nur im Fichtelgebirge gibt es auch Osterbrunnen, aber auch erst nachweisbar seit ca. 100 Jahren.4
In den letzten Jahren hat das Brunnenschmücken schließlich auch in Baden und Württemberg rege Verbreitung gefunden. Und warum auch nicht: geschmückte Brunnen erwärmen das Herz, sie haben denselben Charme, wie es ein alter Brauch hätte und es ist hübsch anzusehen, auch wenn bei manchem allzu opulenten Exemplar auch schon die Grenze zum Kitsch überschritten wurde.
Im Museumsverein haben sich jedenfalls Aktive gefunden, die die beiden Flehinger Brunnen, von denen einer ja in Sickingen steht, für die Osterzeit verschönern werden. Lassen wir uns also überraschen.
Das Bild zeigt übrigens den Osterbrunnen des Jahres 2012 im Kloster Maulbronn.
1 http://www.mein-steigerwald.de/stories/osterbrunnen.html
2 z.B. Trachtengruppe Erbach, http://cms.hans-von-der-au.de/index.php?option=com_content&view=article&id=107%3Abrunnenschmn-zu-pfingsten&Itemid=88&ccc6ddfd84420d16d83a366f55de099f=45d79135401124f2e950207927ce1555 oder
http://www.brauchwiki.de/Osterbrunnen
3 Tourismuszentrale Ebermannstadt, http://www.egloffstein.de/sites/gensite.asp?SID=cms220920080926003966485&Art=644
4 Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, herausgegeben von Hanns Bächtold Stäubli, Berlin, 1927; Reprint Berlin, 1987, Sp. 1685.

Osterbrunnen in Flehingen und Sickingen geschmückt
Am Samstag morgen ging es los, zunächst mit dem Brunnen in Sickingen: Zweige schneiden, Eier stecken, Schleifen binden und erst einmal eine Konstruktion finden, die Wind und Wetter trotzen könnte. Zwei Stunden und viele Besucher und Ratschläge später war er dann fertig, der Bissinger-Brunnen in Sickingen, in den Farben Grün-Weiß-Rot und mit Zweigen aus Nadelholz.
Nachmittags war dann der Brunnen in Flehingen dran, diesmal in den Farben Gelb, Weiß und Blau, mit Buchsbaumzweigen auf einem Nest aus kleinen Ästen und einer Krone aus Eiern. Da hat sich das Team aber etwas einfallen lassen.
Vielen herzlichen Dank an Frau Brigitte Springer, die die Idee dazu einbrachte und das Projekt federführend in die Hand nahm. Wir danken auch Herrn Hubert Springer und den Töchtern Eva-Maria und Cornelia, Frau Sabine Obhof, Frau Ellen Rausch und Frau Sabine Zimmermann für ihre tatkräftige Hilfe und dem Revierförster unserer Gemeinde, Herrn Michael Deschner, für das Reisig.
Wir wünschen allen Flehingern, Sickingern und allen Museumsfreunden aus nah und fern eine frohe Osterzeit.

Besuch des Museumsvereins im Landtag Baden Württembergs
anläßlich der Gedenkfeier am
27. Januar 2012
Mit einer zentralen Gedenkfeier in Stuttgart erinnerte der Landtag am Freitag, den 27. Januar 2012 an die Opfer des Nationalsozialismus. Im Rahmen dieser Feier stellten die Gedenkstätten in
Baden-Württemberg ihre Arbeit vor. Die Ziele des Museumsvereins stehen damit in engem Zusammenhang. Am Beispiel der alten Synagoge in Flehingen wird ja auch deutlich, daß die Auseinandersetzung
mit den verbliebenen steinernen Zeugnissen nicht abgeschlossen ist und noch viel Handlungsbedarf besteht.